Warum meine Freunde mich noch nicht eigenhändig umgebracht haben – kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Ich könnte sie mal fragen. Müsste mich aber bei ihnen melden dafür. Jeder Plan hat einen Haken.

Ich scrolle derzeit durch den Nachrichtenverlauf meines Mobiltelefons – und ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich mir ja doch mal ne sprachliche Variante für meine Absagen einfallen lassen könnte. Oder ein Kürzel.

Irgendein Emoticon, welches umwerfend charmant kommuniziert, dass mich Mitmenschen derzeit überfordern, und dass der Gedanke, das Haus zu purem Freizeitvergnügen und „entspannter Unterhaltung“ zu verlassen – ungefähr so reizvoll ist wie mal den seit 2 Wochen einsam vor sich hinschimmelnden Hausmüll runterzubringen (was aber ein Thema für einen anderen Eintrag ist, den ich, Ehrensache, noch vor mir herschiebe).

Freunde tun mir gut. Und schlecht. Wie erklärt man das nun?

Ich verfüge über die äußerst unnütze Fähigkeit, kontraproduktive Untertitel in beliebige Gespräche gegen meinen Willen einblenden zu können. Höllisch praktisch, wenn die Lebenswelt mal damit droht, nicht genug gefühlte Steine zur Hand zu haben. Der Kopf regelt das dann automatisch. Dufte Nummer, find ich. Thumbs up.

(Fetzige Randnotiz: Als ich den letzten Absatz fertig schrieb – hatte ich noch zwei Stunden, bevor ich mich mit einer guten Freundin auf einen Kaffee treffen wollte. Da der Gedanke daran natürlich ganz schön furchteinflößend ist – sich mit einem netten Menschen, der einem nix böses will nett auf einen Kaffee treffen, was für ein todesverachtender Teufelskerl muss man eigentlich sein? – verbrachte ich die Zeit bis dahin einfach mal lethargisch im Bett, anstatt diesen Eintrag weiterzuschreiben. Nur mal so als Hausnummer.)

Einzelne Menschen sind noch recht unten auf der Eskalationsleiter. Das sorgt meist nur für Panik und Unlust, bevor ich auf sie treffe. Das hat rein gar nichts mit diesen Menschen an sich zu tun, nur mit der Tatsache…dass sie eben Menschen sind. Und Menschen denken etwas. Wollen etwas. Man muss sich mit ihnen beschäftigen. Und, schlimmer noch, sie beschäftigen sich im Gegenzug mit mir. Was sie aber ohnehin, sowieso, und vor allem prinzipiell nur aus Mitleid tun. Sagen zumindest die Untertitel in meinem Kopf.
Wer sich das vorstellen möchte – kann ja mal versuchen, „Love actually“ mit Untertiteln von „Deep Space Nine“ zu schauen. Das dürfte zwar einiges an Aufwand bedeuten – dafür aber auch unnötig verwirren. Warum einfach – wenn´s doch auch in scheiße geht.

Es gehört immer Kraftanstrengung dazu, diese irreführende Wahrnehmung auszublenden.
Meist gelingt mir das, wenn ich ausgeruht bin. Erwischt man mich gestresst, oder unsicher, eskaliert die Situation in meinem Kopf. Dann ziehen dunkle Wölkchen in meinem Verstand auf, ich schaue an mir herab, auf mein Gegenüber, und denke so still vor mich hin, dass ich eigentlich lieber mal dringend nach Hause gehen sollte, wo ich dann stumm auf ne Wand starren oder was ähnlich produktives anstellen könnte. Und dann tue ich das auch.

Aber zum Glück lassen meine Freunde nicht locker, was die Einladungen zu Kaffee und Spaziergängen angeht. Denn ich bin, davon abgesehen, dass ich manchmal n leichten Ratsch habe, eigentlich n ziemlich dufter Typ. Nur vergesse ich das leider viel zu oft.
Das wird am Alter liegen. Ganz bestimmt.
Schließlich vergesse ich auch manchmal, mir Schuhe anzuziehen, bevor ich das Haus verlasse.
Das is aber, echt, ne ganz andere Geschichte.

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