ToDo-Listen sind der absolute Nullpunkt meiner Motivation.
Ich hasse diese „Das ist noch zu tun, du fauler Sack„-Message dahinter.
Darum habe ich mir was total pfiffiges einfallen lassen. Oder dämliches.
Manchmal fällt es mir schwer, da Unterschiede auszumachen.
Ich stehe auf (wenn ich denn aufstehe) – und in meinem Kopf schütten sich schon wieder Berge an „zu tun“ auf – irgendwo aus Halden voller „du hast noch nix gemacht“ vollautomatisch gefördert. Ein Wunder, diese Technik in meinem Kopf. Wie es heutzutage möglich ist, völlig mühelos einen Berg Schuldgefühle im Handumdrehen aufzuschütten. In was für goldenen Zeiten wir doch vor uns hin existieren. Klasse.
Aufgaben ziehen Aufgeben nach sich.
Mir erscheint vieles viel zu groß. Gerade morgens. Sich an den Rechner setzen und direkt arbeiten – soll ich vielleicht auch noch irgendwo ne Währung stabilisieren, wo ich grad schon dabei bin? Leckt mich doch, wie kann dieses Leben nur immer so viel auf einmal verlangen?
Wenn ich mir direkt etwas ganz großes Vornehme – scheitere ich. Weil ich nicht glaube, dass ich das schaffen kann. Ganz tief in mir drin sitzt da irgendwo ein Typ, und der brüllt besoffen „LUSCHE!“ – und das reicht meist eigentlich schon aus, um aufzugeben. Aufgeben kann ich.
Innerlich. Nicht nach außen. Da bin ich dann ganz wild beschäftigt und arbeite ziellos in achtzehn Richtungen gleichzeitig, Hauptsache, es wirkt irgendwie produktiv, nicht zuletzt für mich selbst. Ich kann mich und andere so wochenlang in dem wirklich handfesten Glauben lassen, wahnsinnig viel geschafft zu haben – auch wenn ich dabei lediglich siebenunddreißig mal Unterlagen von Fach A nach Fach C, von dort nach B und dann nach A scheinsortiert habe. Bringt nix, wirkt aber auf einen selbst äußerst produktiv.
Ich bin meine eigene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Und Produktivität ist super wichtig. Jaja.
Weil mich das ewige unproduktivsein dann echt nervte, und die Schuldgefühle und Komplexe nebenher jetzt auch nicht so das Top-Lebensgefühl abgaben – habe ich irgendwann dann angefangen, meine eigenen, meiner Krankheit angeglichenen Standards von „produktiv“ anzulegen.
Das ist keine Entschuldigung, oder Ausrede, nix zu tun – aber allein der Gedanke, irgendetwas großes anzugehen, bzw direkt anzugehen – entmutigt mich vollkommen.
Ist schwierig zu beschreiben – oder nachzuvollziehen – aber die Vorstellung, dass aus meinem Handeln irgendetwas von Wert für irgendjemanden entstehen könnte – macht mir panische Angst. Angst, entlarvt zu werden als Taugenichts. Angst, für mehr gehalten zu werden als ich mich selbst wahrnehme. Da ist es schlecht, wenn man zwar was kann – aber selbst nicht dran glaubt.
Ob das bei mir der Fall ist – diese Frage habe ich beschlossen unter „ist grad nicht beantwortbar“ abzulegen. Stattdessen habe ich angefangen, meinen Tag mit lösbaren Aufgaben auf meiner persönlichen To-Do-Liste zu beginnen.
So kann ich mich nach und nach immer ein Stückchen weiter hocharbeiten, und kein Sprung scheint mir zu weit.
Ich beginne mit: Kaffeetrinken. Check. Geschafft. Ich geiler Typ.
Dass ich dafür aufstehen und Kaffee kochen muss: Geil. Noch was geschafft. Kann ich dann alles abhaken. Und ich meine wirklich: abhaken. Ich habe eine Liste dafür.
Duschen: Ebenfalls drauf.
Anziehen: Check.
Das mag überaus albern klingen, aber es hilft mir, mich an die „großen“ Dinge wie „alle Emails beantworten“ heranzutrauen. Oder gar „ein Buch schreiben„.
Auch sowas teilt sich natürlich in viel, viel, viel kleinere Einheiten ein – aber alles beginnt jeden Morgen mit etwas schaffbarem. Für das gute Gefühl.
Und das war heute – wie fast jeden Morgen: Kaffee trinken.
Was für ein gutes Gefühl es doch ist, richtig was geschafft zu haben.