Ich stehe am Anfang eines depressiven Schubes.
Was eigentlich ne recht unschöne Sache ist – erfährt einen freshen twist ins Positive: ich bin mir dessen zum ersten Mal wirklich bewusst. Und starte ein kleines Experiment in Sachen Selbstwertgefühl. Indem ich das Wort sehr wörtlich nehme.

Die coole Frau welche sehr häufig neben mir einschläft erzählt mir von Personalentwicklung. Dass es wichtig sei in jeder Firma, dass das Personal fortgebildet würde, dass es sich wohl- und wertgeschätzt fühle. Eigentlich ganz logisch, denke ich mir, und gar nicht so doof.
Du willst ja als Chef nicht unbedingt brennend auf ein Rad gebunden werden, während deine Mitarbeiter heiser deinen Namen und irgendwas mit „Muere, Muere!“ skandieren, bevor sie früher Feierabend machen.
Und genau dafür gibt´s Personalentwicklung, sagt die coole Frau. Wieder was gelernt.

Und ein paar Tage später komme ich in meine völlig zugemüllte Bude wo sich die Arbeit türmt, spät nachts, da ich fast schon panikartig nach meinem Showanteil im eigentlich sehr schönen Erfurt überstürzt aufgebrochen bin, um bloß nirgendwo zu sein, um bloß nicht unter Menschen zu sein und stelle fest: Krasse scheiße, dir geht’s nich so richtig prall.
Depressiver Schub, also.

Und dann sitze ich bis früh morgens im Wohnzimmer und denke nach, was man mit so einem Wissen nun produktiv anfangen kann.

Warum nicht Personalentwicklung bei mir selbst?

Warum begreife ich mich selbst nicht als Chef meiner Firma „Das Leben von Tobi Katze“?
Mit den Unterabteilungen Wohnung, Job, soziale Kontakte, glücklich sein, etc…?
Warum sorge ich nicht einfach mal dafür, dass ich mich als Arbeiter wertgeschätzt und wohl fühle in meiner kleinen, geilen Firma, dass ich Aufstiegschancen bekomme und Kritik am System nicht zur Kündigung, sondern zu Dank und nem kleinen Bonus wegen der dadurch endlich erkannten Produktivitätsbremse führt?
Ja, keine Ahnung. Warum eigentlich nicht?

Im Handstreich führe ich ein rudimentäres Bonussystem ein.
Die schlimmsten Schäden in der Wohnungsordnung beheben – 5 Euro.
Kommen dann sofort in die dafür aus einem schnieken Joghurtglas gefertigte „Wir-sind-Tobi-Katze-Spardose“. Mit den besten Empfehlungen vom Chef. 2 Euro gibt es nochmal für die geile Idee, das Bonussystem einzuführen. Das Geld darf ich verballern. Für Unsinn. Der mich glücklich macht.

Ich fühle mich von mir selbst wertgeschätzt.

Irres Gefühl, ohne Frage.
So wirble ich an einem Sonntag (natürlich in Turnschuhen) durch die Wohnung, nach etwas Starthilfe meiner coolen Frau, und räume auf, rackere mich an meinem Arbeitsberg ab. Verdammt, ich wische sogar das Treppenhaus. Was ich sonst aus Prinzip unterlasse. Um meinen Nachbarn zu ärgern. Lange Geschichte.
Was soll ich sagen? Es ist 22:47, Sonntagabend. Ich schreibe einen Blogbeitrag. Der eigentlich erst einen Tag später fällig wäre.

Aber so – komme ich heute noch auf die Runde Summe von 20 Euro.
Und ich bin gespannt, wie viel ich in dieser Woche noch zusammenbekomme.
Das Geld ist nicht so wichtig. Es ist ein Symbol. Aber ein wesentlich handfesteres und realeres als ein „hast du gut gemacht heute“.
Ich fühle mich wertgeschätzt. Und immer wenn ich auf das Glas mit dem Geld darin schaue – kann ich mich daran erinnern.
Der Chef ist zufrieden. Die Arbeiter auch.
Niemand wird auf ein brennendes Rad genagelt werden.
Feierabend.

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