„Mensch, Herr Katze, was plagt sie denn heute?“
„Mein Bein tut weh.“
„Ah, sie haben sich also den Arm gebrochen.“

Ich weiß, das klingt ganz furchtbar arg konstruiert und völlig unmöglich. Wie soll das gehen? Wenn du dir den Arm brichst hat ja wohl auch mal dein Arm weh zu tun, und nicht dein Bein. Das geht doch garnicht.
Ja, dachte ich auch. Aber da habe ich die Rechnung leider ohne die Tatsache gemacht, dass ich mir das Leben wirklich sehr gerne sehr schwer mache.

Wer spricht, dem kann geholfen werden. Wenn man ihn versteht.

Meine inneren Stimmen reden echt ein ziemliches Kauderwelsch. Ich meine jetzt nicht die Stimmen im Kopf, das ist glaube ich ein anderes Krankheitsbild, sondern eher die im Magen und im Herzen. Ich weiß nicht, ich glaube jeder nennt das anders, für mich sind diese Signale, die mir mitteilen (oder das zumindest sollten) dass ich grad Hunger auf Mettwurst habe oder mir sagen, dass ich wirklich gern mal in den Arm genommen werden würde – für mich sind das Bedürfnisse mit Stimmen und Charakter. Die melden sich dann, wenn sie unzufrieden sind und erfüllt werden möchten.

Problematisch ist halt, dass ich meine eigenen Bedürfnisse nicht wirklich verstehe. Wir sprechen scheinbar unterschiedliche Sprachen, und deswegen tue ich sehr oft Dinge, die mich sehr unglücklich machen, obwohl sie mich glücklich machen sollten. Ganz vereinfacht gesagt. Natürlich gibt es kein glücklich und unglücklich, aber ich denke ihr wisst, was ich meine.
Ich gehe zum Beispiel einkaufen und schlendere an einer Mettwurst vorbei.
Da meldet sich eine Stimme in mir, und die schreit hart aufgekratzt wie ein Kind

„!!!!METTWURST! DU MUSST UNBEDINGT METTWURST KAUFEN!!!!“

Dann habe ich 20 Kilo Mettwurst zu Haus im Kühlschrank und denke, dass sich meine Depression ja wohl mal als gepflegt gefickt betrachten kann mit so viel glücklichmachender Mettwurst. Dann beiße ich rein und stelle fest, dass das Zeug scheiße schmeckt. Richtig zum Kotzen. Was mich aber nicht davon abhält, das zu essen. Habe ich erwähnt, dass ich ein Idiot bin? Gut.

Was ist passiert, dass mich Mettwurst nicht glücklich macht?

Garnichts ist passiert. Ich verstehe mich selbst nur nicht. Die Ausdrucksfähigkeit meiner Bedürfnisse lässt etwas zu wünschen übrig, wenn man so mag, da ich scheinbar in den letzten Jahren buchstäblich den Kontakt zu mir selbst vollends verloren habe. Selbstkontakt. Schönes Wort. Kenne dich selbst – da is mehr dran, als man so meinen möchte. Ich kann mich nur auf Umwegen mitteilen. Nur in anderen Gefühlen, Bedürfnissen. Weil ich die Probleme, die ich habe in Probleme übersetze, die sich lösen lassen. Ich will nämlich in solchen Momenten keine Mettwurst. Ich will dann mit Freunden um einen Kamin herumsitzen und auf einem Bärenfell einschlafen. Klingt jetzt total sonderbar, aber das ist für mich eben mit Mettwürsten verknüpft, muss man jetzt auch nicht weiter nachfragen DENN DER PUNKT IST:

Ich will nicht, was ich will. Ich will was einfach ist.

Wenn ich müde bin, bin ich nicht müde. Ich bin überfordert.
Und das ist anstrengend. Immer versuchen, zu übersetzen, was ich mir selbst denn WIRKLICH sagen will unter der ganzen Kauderwelschfassade. Ich muss derzeit eine völlig neue Landkarte von mir zeichnen. Und auf der steht eben, dass mein Bein weh tut wenn mein Arm gebrochen ist. Dass ich vor allem überfordert bin und ängstlich, wenn ich mich tagsüber ins Bett legen muss. Und dass ich vor allem diese beschissene Mettwurst nicht mehr kaufen sollte. Sondern einen Kamin bauen.

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