„Hallo, ich hab ne Depression.“
„Aha. Hör auf rumzuheulen.“
Was sagt man darauf eigentlich? Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Aber einen Vorschlag.

Ich habe nach der letzten Woche (im übrigen: unfassbaren Dank. Das war fetzig) viel nachgedacht, wie sich denn wohl erreichen ließe, dass mit mir so umgegangen würde, wie ich mir das wünschte.

Die offensichtlichste Antwort habe ich natürlich bis vor fünf Minuten erfolgreich verdrängt

Wie man in den Wald ruft, und so. Weißte Bescheid.
Ich wünsche mir Verständnis. Wärme. Geduld. Auch bei der hundertsten Entgleisung. Auch bei der tausendsten. Ich sage nicht, dass ich die verdiene – nur, dass ich sie mir wünsche.
Das kann ich aber, ist mir fresh aufgefallen, nur erreichen, indem ich Geduld aufbringe. Wärme. Verständnis. So schwer es mir auch fällt. So schwer es jedem fällt, der jeden Tag mit Unverständnis konfrontiert wird. Ablehnung, Sarkasmus. Heul doch.

Dass einem da irgendwann der Arsch platzen kann – völlig klar. Nachvollziehbar und gut. Wut ist großartig. Für den Moment. Aber eben auch destruktiv. Wut zieht Linien, die eigentlich nicht gezogen werden sollten, zumindest sehe ich das so. Vorurteile sind da ähnlich. Kann man beides haben, ist menschlich, aber hinderlich. Frust entlädt sich – und wegen so crazy shit wie dem Energieerhaltungssatz – geht der irgendwo hin.

Was geschieht, wenn ich bei Twitter allen Menschen ohne Depression vorwerfe, dass sie mich ohnehin nie verstehen werden?

Richtig. Sie hören auf, es zu versuchen.
Explosionen in allen Ehren, wirklich. Ist wichtig, den Mut dazu zu finden. Aber wer mal irgendeinen Film von Michael Bay gesehen hat, der weiß, dass durch-die-Gegend-explodierende Autos meist wenig produktives zur eigentlichen Handlung beitragen. Also, auf Dauer. Hin und wieder darf gerne irgendwas kaputtgehen, versteht mich nicht falsch, aber „190 Minuten – jetzt auch ohne Dialog“ – ist ein Konzept, welches mich nicht recht zu fesseln vermag.

Was will ich damit eigentlich sagen?

„Depression kann nur verstehen wer selber welche hat“, „ihr seid alle Arschlöcher, weil ihr es einfach nicht versteht“ und „Halt einfach die Fresse, du weißt ja garnicht, wie sehr ich leide“ – das ist Transformers 1-3 auf Twitter. Packen wir noch fix n cooles Hashtag dazu – fertig, haben wir einen Shitstorm gegen die ganze Welt – läuft. Den Film werden sich ne Menge Leute ansehen – aber verstehen, warum Optimus Prime ein Lastwagen is, der irgendwie sprechen und beliebig oft von den Toten auferstehen kann – wird wohl keiner.

Ablehnung schafft Ablehnung. Frustration schafft Frustration. Aufgeben lässt aufgeben.

Auch wenn es also schwierig scheint werde ich versuchen müssen, Dinge wie „kann man nicht verstehen“ aus meinem Wortschatz zu streichen. Weil ich will, dass die Menschen verstehen wollen, was da grad passiert. Und dafür braucht es leider viel, viel Geduld.
Ich will auf jedes „Stell dich nicht an, ich bin auch öfters deprimiert“ sagen können, dass es einen Unterschied gibt zwischen deprimiert und depressiv. Und dann versuchen, ihn zu erklären. Damit ich irgendwann nicht mehr wütend sein muss über das ganze Unverständnis, welches da so lässig mitschwingt.

Kann man nicht verstehen“ – hilft da eben einfach keinem weiter. Kann also weg, der Satz. „Kann man schlecht erklären – aber ich versuch´s mal“ – den werde ich mir erstmal warmhalten müssen.

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